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Von der Kraft des Wortklangs

Gedichte aus eigener Feder

 
 

VERGISS-MEIN-NICHT

Ich summe mit den Blumen
Den stummen Abgesang
Das Lied der Crysanthemen
Ist totenstiller Klang

Dein Blick ist voller Leere
Du sagst kein Sterbenswort
Ich fühle kühle Schwere
Was einmal war verdorrt

Ich bleib am Ufer stehn
Und lasse dich nun gehn
In Luft und Licht
In Luft und Licht

Doch wenn die Winde wehn
Hör ich dein leises Flehn
Vergiss-mein-nicht
Vergiss-mein-nicht

Ich denk an blaue Veilchen
Die schenktest du mir gern
Sie schmückten mich ein Weilchen
Doch jetzt, ab jetzt nicht mehr

Die Narben mancher Stiche
In mir und jetzt an dir
sind, hoff ich, bald verblichen,
auch wenn sie uns noch ziern.

Ich bleib am Ufer stehn
Und lasse dich nun gehn
In Luft und Licht
In Luft und Licht

Doch wenn die Winde wehn
Hör ich dein leises Flehn
Vergiss-mein-nicht
Vergiss-mein-nicht

Wenn Rosen grau im Winter blühn
Schneeglöckchen rot, wenn alles grünt
Dann kommt sehr bald die Jahreszeit
Der Seelenschmerz-Vergänglichkeit

Ich bleib am Ufer stehn
Und lasse dich nun gehn
In Luft und Licht
In Luft und Licht

Doch wenn die Winde wehn
Hör ich dein leises Flehn
Vergiss-mein-nicht
Vergiss-mein-nicht

 

 

Lass die Wolken mal Wolken sein…

Schaut ihr an schauerumwobenen Tagen zum Himmel hoch und beobachtet die Wolken? Schon beeindruckend, wenn sich da oben langsam aber stetig etwas zusammenbraut und dann eine dicke, dichte, dunkle Wolkenwand unverrückbar ihren Platz sehr ungefragt einnimmt als würde sie rufen:

JETZT IST MEINE ZEIT GEKOMMEN!!!

Wie das finstre Lachen eines Marvell-Bösewichts erschallt das Grollen des Donners erst noch kaum zu vernehmen, weit aus der Ferne und rückt peu a peu immer näher und näher und näher - wird immer mehr zu einem Mark und Bein erschütternden furiosem Crescendo.

Und ich steh da und kann nichts dafür und nichts dagegen…

Licht? Eigentlich nicht. Doch da und da und da! Immer wieder spontane Entladungen von durch wild hin und her peitschendem Wind aufgeladene Wasserteilchen - Blitze, die das große Spektakel immer wieder für kurze Zeit grell durchkreuzen.

Beeindruckend. Und irgendwie angsteinflössend und bedrohlich.

Und ich steh da und kann nichts dafür und nichts dagegen.

Und das zaghafte Tropfen des Regens schaukelt sich allmählich hoch zu einem schweren, alles einnehmenden, prassenden Rauschen, das sich in den Reigen dieser Chaos-Sinfonie der Natur

einfügt.

Und ich steh da und kann nichts dafür und nichts dagegen.

Dann lass ich die Wolken wohl einfach mal Wolken sein, denn jetzt gerade ist wohl Regenzeit.

Klingt etwas nach:
Alles hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit.

Der Wind peitscht unerbittlich weiter.

Und sie steht da und kann nichts dafür und nichts dagegen…

Sie, eine sehr gute Freundin von uns mit der Diagnose:

Krebs.

 

Die lebensfrohe Lebensfeier-Meisterin

Die Schöne-Zeiten-mit-den-Menschen-Teilerin

Die Tolle-Weine-Gut-und-Gern-Genießerin

Die Aus-den-Vollen-tief-von-Herzen-Schöpferin

Die Gegen-Alle-Widerstände-Kämpferin

Sie wird von jetzt auf gleich auf brutalste Art und Weise entrhythmisiert und ihr Glaube in die Mangel genommen.

Und sie steht da und kann nichts dafür und nichts dagegen…

Da bleibt mir doch schier das alte „Alles hat seine Zeit“ im Halse stecken. Wer jetzt wirklich so spricht, schlägt dem Opfer ins Gesicht, also verzicht’ ich umsichtig auf eine in sich richtige Weisheit zu beileibe falscher Zeit.

Denn auch „Alles hat seine Zeit“ hat seine Zeit.

Die Antwort auf das „Gott warum?“

Bleibt ausgesprochen leer und stumm.

Und sie steht da und kann nichts dafür und nichts dagegen…

Ihre Tränen beten, beten, beten.

Stille Wortfragmente aus der Tiefe stürzen als Seelenwasserfälle hoch zum höchsten Himmel.

Und sie steht da und kann nichts dafür und nichts dagegen…

Es fühlt sich an als breite sich Ohnmacht mit Vollmacht aus, langsam aber stetig, schwer beladen steht sie dann schauerlich zusammengebraut da, wie jene dicke, dichte, dunkle Wolkenwand unverrückbar ihren Platz sehr empörend ungefragt einnehmend und rufend:

JETZT IST MEINE ZEIT GEKOMMEN!!!

 

Lässt dich das so unberührt Gott?

Hast du dich echt nicht gerührt, dort

Wo diese Bomben des Schicksals einschlagen

Und zertrümmerte Herzen sich humpelnd davon tragen

oder in ihren eigenen Glaubenslachen leidend liegen bleiben?

 

Wann ändertest du deinen David-Gegen-Goliath-Stil,

dein Daniel-in-der-Löwengrube-Rettungs-Profil?

 

Irgendwie kommt kein Gegensturm und

irgendwie kommt kein Konterdonner

Irgendwie kommt kein Himmelsbeben und

irgendwie kommt kein Gegenfeuer

Und wir stehn hier und können nichts dafür und nichts dagegen…

 

 

 

 

Stille

 

 

 

 

Ist das dein stilles, sanftes Brausen?

So als wärst du auch irgendwo hier draußen.

Ist das Dein Seufzen? Dein Seufzen umarmt die Seele?

Du benetzt mit deinen eigenen Tränen DIE Kehle

Die leise ausgetrocknet ist, vor lauter aussichtsloser Sicht?

 

Du Gott weinst, weinst mit mir?

Nimmst Anteil, fühlst mit mir?

Ich bin gesehen? Ich bin gehalten?

Ich bin gesehen und gehalten?

 

Dann hol mein Vertrauen vom Rande der Klippe zurück

Bis ich wieder atmen kann, mit jedem Schritt mehr und mehr, Stück für Stück.

 

Es wäre so schön, das Leben wieder zu feiern.

Es wäre so schön, nicht am Boden liegen zu bleiben.

Es wäre so schön, sich wieder ein Lachen in die Seele zu tanzen.

Es wäre ein Wunder - ich wäre gern dieses Wunder.

 

Hol mein Vertrauen vom Rande der Klippe zurück

Bis ich auf dem Weg allmählich einen Lichtschimmer erblick:

 

ALLES HAT SEINE ZEIT

DOCH DEINE UMARMUNG BLEIBT